0%-Ratenkauf: Kostenlos oder Kostenfalle? Eine kritische Betrachtung für Verbraucher

Ratenkauf-Angebote mit 0 % Zinsen sind in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Ob beim Elektronikmarkt, Möbelhaus oder Onlinehändler – immer häufiger locken Unternehmen mit dem Versprechen: „Jetzt kaufen, in kleinen Raten zahlen – ganz ohne Zinsen!“ Auf den ersten Blick wirkt das wie ein Traum für Konsumenten: ein neues Smartphone, Sofa oder Fernseher sofort mitnehmen und bequem in monatlichen Teilbeträgen abzahlen – und das ohne Mehrkosten? Doch der sogenannte 0 Ratenkauf ist nicht immer so günstig, wie es scheint.

In diesem Beitrag beleuchten wir, was hinter dem Konzept steckt, welche Vorteile und Risiken bestehen und worauf Verbraucher unbedingt achten sollten, bevor sie sich auf ein solches Finanzierungsmodell einlassen.


Was bedeutet 0 %-Ratenkauf?

Ein 0 Ratenkauf ist eine spezielle Finanzierungsform, bei der Käufer ein Produkt in mehreren Raten abzahlen können – ohne dafür Zinsen zu zahlen. Es handelt sich also um eine Null-Prozent-Finanzierung. Ein typisches Beispiel: Ein Kunde kauft eine Waschmaschine für 600 Euro und zahlt diese in 12 monatlichen Raten zu je 50 Euro ab. Ohne Aufschlag, ohne zusätzliche Kosten.

Das Angebot wird in der Regel in Zusammenarbeit mit einer Partnerbank realisiert, die dem Käufer den Kaufpreis finanziert. Die Zinsen werden dabei oft vom Händler übernommen, der sich davon höheren Umsatz oder eine schnellere Kaufentscheidung verspricht.


Vorteile eines 0 %-Ratenkaufs

1. Liquidität erhalten

Der offensichtlichste Vorteil: Der Käufer muss den Gesamtbetrag nicht auf einmal zahlen, sondern kann die Kosten bequem über mehrere Monate verteilen – ohne dabei zusätzlich belastet zu werden.

2. Keine Zinsbelastung

Im Gegensatz zu klassischen Krediten oder Dispositionsrahmen, bei denen Zinsen anfallen, bleibt der Käufer bei einem echten 0 %-Ratenkauf von solchen Mehrkosten verschont.

3. Schnelle Kaufentscheidung möglich

Gerade bei größeren Anschaffungen kann die Möglichkeit der zinsfreien Finanzierung die Entscheidung erleichtern – vor allem, wenn das Produkt gerade stark reduziert ist oder dringend benötigt wird.

4. Planbare Raten

Die monatlichen Raten sind fix und gut kalkulierbar. Es kommt nicht zu unerwarteten Kostensteigerungen oder Zinsschwankungen.


Die Schattenseite: Wo steckt der Haken?

So verlockend der 0 %-Ratenkauf klingt – in der Praxis lohnt sich ein genauer Blick auf das Kleingedruckte. Denn nicht jedes Angebot ist tatsächlich komplett kostenlos.

1. Versteckte Zusatzkosten

Obwohl keine Zinsen berechnet werden, können andere Gebühren anfallen: Bearbeitungsgebühren, Abschlusskosten oder Kontoführungsentgelte für das neu eröffnete Kreditkonto. Diese machen den Kauf indirekt teurer.

2. Zwang zur Kontoeröffnung

In vielen Fällen wird die Null-Prozent-Finanzierung an die Eröffnung eines Kundenkontos oder einer Kreditkarte bei der Partnerbank gekoppelt. Das kann zu ungewollten Verbindlichkeiten oder Bonitätsprüfungen führen.

3. Gefahr der Überschuldung

Ein 0 Ratenkauf verleitet dazu, mehr auszugeben als man sich leisten kann. Mehrere parallel laufende Ratenkäufe können sich schnell summieren und zu finanziellen Engpässen führen.

4. Echte Zinsen bei Zahlungsverzug

Wer mit der Zahlung in Rückstand gerät, muss in der Regel hohe Verzugszinsen zahlen. Auch Mahngebühren oder Inkassokosten sind keine Seltenheit.

5. Angebote oft nur für bestimmte Produkte

Die Null-Prozent-Finanzierung gilt oft nur für ausgewählte Artikel oder begrenzte Aktionszeiträume. Andere Produkte im Warenkorb müssen ggf. separat bezahlt oder mit Zinsen finanziert werden.


Beispiele aus der Praxis

Viele große Händler arbeiten mit Banken wie der Santander Consumer Bank, Commerz Finanz oder Consors Finanz zusammen. Die Kreditvergabe erfolgt meist online, inklusive Identitätsprüfung per VideoIdent und digitaler Unterschrift.

Ein typischer Ablauf:

  1. Der Kunde wählt im Online-Shop den 0 Ratenkauf als Zahlungsmethode.
  2. Er wird zur Partnerbank weitergeleitet und füllt dort den Finanzierungsantrag aus.
  3. Nach Bonitätsprüfung und Freigabe erhält der Händler den Kaufpreis – der Kunde zahlt über 6, 12 oder 24 Monate in festen Raten zurück.

Auch wenn dies sehr bequem wirkt: Kunden sollten sich bewusst sein, dass sie mit der Kreditaufnahme einen verbindlichen Vertrag eingehen – mit allen rechtlichen Konsequenzen.


Wichtige Fragen vor dem Abschluss eines 0 %-Ratenkaufs

– Wie hoch ist die Gesamtlaufzeit und was kostet mich die Rate wirklich?

Achten Sie auf die monatliche Belastung und prüfen Sie, ob die Summe auch langfristig tragbar ist.

– Gibt es versteckte Gebühren?

Lesen Sie die Vertragsbedingungen sorgfältig. Besonders bei Sondertilgungen oder vorzeitiger Ablösung können zusätzliche Kosten entstehen.

– Wie wirkt sich der Ratenkauf auf meine Bonität aus?

Ein Eintrag bei der Schufa kann die Kreditwürdigkeit beeinflussen – etwa bei der Beantragung eines späteren Kredits oder einer Baufinanzierung.

– Was passiert bei Zahlungsausfällen?

Informieren Sie sich, welche Folgen ein Zahlungsrückstand hat – inklusive Mahnverfahren und Zinsbelastung.


Tipps für einen sicheren Umgang mit dem Ratenkauf

  1. Nur notwendige Käufe finanzieren: Fragen Sie sich, ob Sie das Produkt wirklich brauchen oder ob der Kauf nur wegen der attraktiven Raten erfolgt.
  2. Finanzielle Lage realistisch einschätzen: Auch zinsfreie Raten sind Verpflichtungen, die jeden Monat bedient werden müssen.
  3. Angebote vergleichen: Manchmal ist ein Produkt bei einem Händler ohne Finanzierung günstiger als beim Anbieter mit 0 %-Ratenkauf.
  4. Laufzeiten kurz halten: Je kürzer die Laufzeit, desto schneller ist man schuldenfrei – und desto geringer das Risiko.
  5. Vertragsdetails prüfen: Lesen Sie das Kleingedruckte sorgfältig, bevor Sie Ihre digitale Unterschrift leisten.

Fazit: 0 %-Ratenkauf – praktisch, aber nicht immer kostenlos

Ein 0 Ratenkauf kann eine clevere Finanzierungsmöglichkeit sein – vorausgesetzt, er ist wirklich zinsfrei und ohne versteckte Zusatzkosten. Wer seine Ausgaben im Blick hat und sich nicht zu unnötigen Käufen verleiten lässt, kann von der bequemen Ratenzahlung profitieren.

Doch Vorsicht ist geboten: Die psychologische Wirkung, sofort konsumieren zu können, ohne direkt zu zahlen, birgt Risiken. Intransparent formulierte Verträge, Zusatzgebühren oder Schufa-Einträge können die Finanzierung letztlich teurer machen als gedacht.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt daher, solche Angebote genau zu prüfen und kritisch zu hinterfragen. Eine fundierte Kaufentscheidung ist immer besser als eine spontane Finanzierung. Denn was heute noch wie ein Schnäppchen wirkt, kann sich später als kostspielige Verpflichtung herausstellen – gerade dann, wenn die versprochene Zinsfreiheit durch versteckte Kosten relativiert wird.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte vor Vertragsabschluss einen Blick auf die detaillierte Analyse zum Thema 0 Ratenkauf werfen – und dann selbst abwägen, ob sich das Angebot wirklich lohnt.